Schamanismus

Wie wird man ein Schamane ohne den traditionellen Kulturkreis indigener Völker?

Diese Frage stellen sich viele Menschen. Aber es benötigt eine gehörige Portion Lebenserfahrung, viele gelebte Praxis im Schamanismus und ein kontinuierliches Bemühen und Übung in der Kommunikation mit der nichtalltäglichen Wirklichkeit um zumindest ein schamanisch praktizierender Mensch zu sein.

Ein mir wichtiger Punkt: der Schamanismus ist nicht als Religion zu verstehen. Er lehrt viele Werkzeuge und Rituale um sich geistig weiterzuentwickeln, sich und anderen zu helfen in Verbindung mit der nichtalltäglichen Wirklichkeit. Und um die persönliche spirituelle Wurzel/die Quelle der Schöfungsenergie zu finden mag er maximal eine Hilfe sein.

In unserer hoch technisierten und rationalisierten Welt bietet der Schamanismus jedoch die Möglichkeit in Kontakt zu treten mit vielem was die Technik derzeit noch nicht erfassen kann und vor allem der Natur und der Schöpfung wieder ein Stück würdevoller und respektvoller zu begegnen.

Schwitzhütte

Das Ritual einer Schwitzhütte, war bei den Indianern Nordamerikas wie auch allen anderen Völkern der nördlichen Erdhalbkugel weit verbreitet.

Die Schwitzhütte dient und diente vor allem der zeremoniellen Reinigung für unseren Körper, der physischen Gesunderhaltung und Heilung bei Erkrankung.
Hitze, Enge und Dunkelheit wirken auf uns während des Rituals ein. Neben dem körperlichen Aspekt bietet das Ritual eine sehr intensive Begegnung mit unserer Spiritualität.

Das Volk der Lakota, fühlt sich mit acht Wesenheiten verbunden: die Ungeborenen, die Jugend, die Alten, die Tiere und die vier Elemente (Feuer, Wasser, Luft und die Erde). Es liegt nun viel am Wesen der Person, welche Inhalte und Themenschwerpunkte im Ritual Platz finden. Auch unterscheidet sich das Ritual darin ob es als Heilungs- oder Reinigungsritual durchgeführt wird.

Mitakuye oyasin „ich bin mit allem verwandt“… Spiritualität ist wichtig um gegenüber sich selbst die notwendige Achtung zu gewinnen. Gleichzeit mit einem verschärften Blick auf meine Achtung mir selbst gegenüber (meine Selbstwertgefühl) steigert sich meine Achtung gegenüber meiner Umwelt.

Interessant für mich war die Verknüpfung des Rituals mit unserer Kultur und unseren Werten. Ich denke es wäre dem Ritual nicht zuträglich, wenn wir uns mit „fremden Federn“ schmücken und eine spirituelle Sprache benützen, welche nicht die unsere ist. Mithilfe der eingeladenen Energie – und weiter betrachtet der Ahnen einer/s jeden TeilnehmerIn – findet eine starke Reinigung vor allem der feinstofflichen Körper statt, wovon man lange Zeit profitieren kann. Zudem gelangen viele in einen physischen Grenzbereich, dessen Überwindung eine innere Stütze bilden kann.

Schwitzhütte – Grenzen und Möglichkeiten

Die Schwitzhütte ist kein alltägliches Ritual und für manche ist eine Überwindung sich darauf einzulassen. In diesem Sinne ist für den Ritualleiter eine gute Vorbereitung wichtig. Diese Vorbereitung ist jedoch relativ zu nehmen. Es ist noch kein „Weiser vom Himmel gefallen“ und die Schwitzhütte bedeutet für den/die RitualleiterIn und die TeilnehmerInnen ein ständiges Lernen.

Vor der Dunkelheit, der Enge und der Hitze sollte man keine Angst haben. Das Ritual bietet die Möglichkeit diese Grenzen auch einmal – kontrolliert -zu überschreiten.

Gerade die Hitze schreckt potentielle Teilnehmer ab. Dieser körperlichen Grenze kann man vielfach begegnen – hinlegen, der Hitze bewusst geistig begegnen, Wasser trinken oder auch die Schwitzhütte zu verlassen.

Grundaufbau des Rituals und was ist wichtig beim Bau einer Schwitzhütte?

Das Ritual beginnt mit der Einladung der Ahnen und Geister, deren unterstützende Energie zum Erfolg beiträgt.

Jede der vier Runden hat einen anderen Fokus bzw. zielt auf einen anderen Aspekt des Daseins.
Mit Erläuterungen macht der Leiter der Zeremonie die TeilnehmerInnen mit der jeweiligen Qualität und Kraft jeder Runde vertraut. Anschließend ist genügend Raum, tief in sich hineinzuschauen und nachzuspüren, wo in seinem Leben gerade die spezielle Kraft einer Runde benötigt wird oder wie man sie in den persönlichen Alltag integrieren und leben kann.

Jede der vier Runden hat einen anderen Fokus bzw. zielt auf einen anderen Aspekt des Daseins.

  • Kraft aus der Adlerrunde|Archetyp: Krieger|Danken für alles, was mir widerfahren ist, was ich erlebt und gelernt habe.
  • Kraft der Kojotenrunde|Archetyp: Liebhaber|Bitten für mich und andere (vor allem um Energie, Ideen, Einsicht).
  • Kraft der Bärenrunde|Archetyp: Magier|Geben was ich verschenken möchte (Liebe, Wissen, Energie), aber auch was ich loslassen will (negative Gedanken, schlechte Gewohnheiten).
  • Kraft aus der Büffelrunde|Archetyp: König|Vision in Stille für Eingebungen und Erkenntnisse offen sein.

Ein Satz zum Schluss: Eine Schwitzhütte darf nicht leichtfertig als Sensationsritual durchführt werden. Dafür ist dieses Ritual zu besonders und heilig. Der oder die LeiterIn des Rituals soll sich seiner Verantwortung für die TeilnehmerInnen und der Umwelt sehr bewusst sein!

Folgendes PDF gibt eine grundsätzliche Informationen zum Schwitzhüttenbau wie man eine Schwitzhütte baut, die Bedeutung der unterschiedlichen Elemente und viele nützliche Kleinigkeiten.

Der von mir bevorzugte Schwitzhüttenplatz befindet sich auf einer Wiese oberhalb des Kremstals in Oberösterreich. Eingebettet zwischen Waldflächen und den gegenüberliegenden Bergen. Derartige Plätze sind sehr rar in unserer Kulturlandschaft und es gilt sie zu schützen und zu erhalten.

Da die Fläche jedoch als einmadige Heuwiese genutzt wird, wird die Schwitzhütte am nächsten Tag vollständig abgebaut. Bis auf einige bodenebene Kennzeichen für den Feuerplatz ist in der Regel nach kurzer Zeit nichts mehr zu sehen. Anderorts und wenn möglich kann das Gerüst der Schwitzhütte auch belassen werden. Dadurch reduziert sich der Aufwand zur Vorbereitung des Rituals in beträchtlichen Ausmaß.

Literatur

  • „INIPI, Das Lied der Erde, die inianische Schwitzhütte“ (Annie PAZZOGNA), ISBN-10 393558167X
  • Schmelzt das Eis in euren Herzen (Angaangaq, Hrsg. Christoph QUARCH), ISBN-10 3466345472

Link zu Fotos von Schwitzhütten

Anrufungen

Die Texte stellen einen Versuch dar das Ritual der Schwitzhütte in unsere Kultur zu übertragen und können als Vorlage für dein/eurer Schwitzhüttenritual dienen:
Anrufungen (allgemein)
Anrufungen (Schwerpunktthema Heilung)
Anrufungen (Schwerpunktthema Segen)
Anleitung für eine schamanische Reise

schamanische Liedtexte

Liedersammlung von Gerhard Hajny (Webseite von Gerhard Hajny)
sarcedpipemedicinesong

Links:

Thalhamer August
The Foundation vor Schamanic Studies Europa